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Immer im Herbst packt es mich, das Road Trip Fieber. Gerade jetzt, nach fast zwei Jahren Stillstand würde ich am liebsten in irgendein Auto setzen, ein paar flauschige Mützen und einen Windbreaker einpacken und einfach nur losfahren. Ich sehne mich nach wilden, bunten Landschaften, endlosen Single Track Roads und gemütlichen Abenden am Kamin – am liebsten in Ländern mit lustiger Sprache, freundlichen Menschen und gutem Whiskey. Irland ist so ein Ort an den ich genau deshalb immer wieder gerne zurückkehre – sowohl in die Republik Irland als auch nach Nordirland. Während ich schon wieder wage Reisepläne fürs nächste Jahr zu schmieden, erinnere ich mich an meinen Road Trip ganz oben im Norden Irlands, von dem ich euch noch gar nicht berichtet habe. Damals hab ich ein paar spannende Tage in Derry verbracht und dabei auch einen kleinen Tagesausflug rüber ins County Donegal gemacht. Die Route führte entlang des nördlichsten Teils des Wild Atlantic Way auf der Halbinsel Inishowen bis hinauf zum nördlichsten Punkt Irlands.

Derry Londonderry Nordirland Irland

Startpunkt: (London)Derry

Nach einer Reiseblogger Konferenz in Belfast verschlägt es mich ins nordirische Derry/Londonderry, das genau an der Grenze zur Republik Irland liegt. Irgendwie schließe ich die Stadt gleich in mein Herz: Bunte Gassen, süße Vintage Shops, nette Pubs und der Fluß Floyle – mag ich!

Es ist die Stadt mit den zwei Namen – je nachdem wen man fragt. Derry, der ursprünglich Irische Ortsname und Londonderry, der Titel den die Briten dem Ort im 17. Jahrhundert gaben. Derry spielte eine zentrale Rolle im Nordirlandkonflikt. Hier hat unter anderem in den 70er Jahren der Bloody Sunday stattgefunden, woran einige Murals und ein Museum in der Bogsite erinnern – dem katholischen Stadtviertel, in dem 1972 dreizehn Iren von britischen Soldaten bei einer Demonstration erschossen wurden. Hier steht auch das Free Derry Memorial. Um Nordirlands Geschichte besser zu verstehen, besuche ich das Museum of Free Derry. Sicherlich kein leichter Tobak, aber wirklich ein wichtiger Rundgang, der mir die Stadt noch ein kleines bisschen näher bringt.

Derry ist eine der wenigen Städte Irlands, die noch vollständig von einer Stadtmauer umgeben sind. Bei einer Walled City Tour erfahre ich viel über die Geschichte Derrys als wichtiger Handelsort auf der Insel und habe die besten Aussichten auf die Stadt.

Ich traue mich mal was Neues und habe einen Longboard Kurs gebucht mit Far And Wild Adventures. Lorcan gibt sich alle Mühe, mir das Skateboarden beizubringen, doch mehr als ein bisschen geradeaus fahren über die Peace Bridge ist bei mir nicht drin. Der Kurs endet mit einem Beertasting in der Walled City Brewery. Übrigens kann man mit Far And Wild auch Kayaktouren auf dem River Foyle buchen – kann ich unbedingt empfehlen!

Einen ausführlichen Guide zu Derry/Londonderry gebe ich euch mal separat, denn ein längerer Besuch dort lohnt sich unbedingt (besonders an Halloween, habe ich gehört).

Inishowen 100 Wild Atlatic Way Irland Road Trip

Road Trip: Der nördliche Wild Atlantic Way entlang der Inishowen 100

Am nächsten Tag setze ich mich früh in meinen Mietwagen für meinen kleinen Road Trip nach Inishowen – die nördlichste Halbinsel Irlands. Hier findet der berühmte Wild Atlantic Way, die Straße, die entlang der gesamten Westküste führt, seinen Ursprung – oder sein Ende, je nachdem von wo man kommt. Dieser letzte Teilabschnitt der Strecke wird auch Inishowen 100 genannt.

Auf der irischen Insel herrscht Linksverkehr – für mich eigentlich kein Problem mehr. Ich verlasse Derry in Richtung County Donegal und bemerke damals (noch vor dem Brexit) nicht einmal, wie schnell ich Nordirland verlassen habe und dass ich längst in Irland bin. Aber Achtung: Die Schilder für die Geschwindigkeitsbegrenzungen sind in Nordirland in Meilen und in Irland in Kilometern pro Stunde angegeben – das macht schnell einen ziemlichen Unterschied.

Die Inishowen 100 und der Wild Atlantic Way ist überall gut ausgeschildert und das wirklich smarte Wellenförmige Logo, dass sich aus den Buchstaben WAW zusammensetzt ist kaum zu übersehen.

Wild Atlantic Way Fort Dunree Nordirland

Urban Exploring am Fort Dunree

Direkt hinter der Grenze mache ich einen kurzen Abstecher zum Grianán of Aileach, den Überresten einer mächtigen Festung, die auf das 7. Jahrhundert zurück geht. Von hier oben habe ich einen super Ausblick auf das was heute noch vor mir liegt: Die Inishowen Halbinsel. Meine Road Trip Route führt mich von hier aus immer entlang der Westküste der Landzunge, vorbei an der Inch Island. Die Insel ist nur durch zwei schmale Straßen mit dem Festland verbunden und ein echtes Paradies für Wildvögel.

Ich mache einen Stop am Fort Dunree, einer alten Militäranlage von der aus man einen gigantischen fast 360 Grad Blick über die Mündung des Lough Swilly und den Nordatlantik bis hinüber zur Halbinsel Fanad hat. Ich bin hier nicht nur wegen der Aussicht: Oberhalb des Militärmuseums stehen noch ein paar alte Barracken, die mein Lost Place Herz wecken und ein kleiner Spielplatz zum Fotografieren sind. Leider hat es hier wohl in 2019 ein Feuer gegeben und ein paar der alten Wellblechgebäude stehen nicht mehr, aber Dank eines neuen Fundings, soll hier demnächst ein neues Visitor Center entstehen.

Glenevin Waterfall Inishowen Fairies Irland

Wo die Feen wohnen: Glenevin Waterfall

Mein nächster Stop auf meinem Road Trip führt mich auf der Single Track Panoramastraße Gap of Mamore über die Urris Hills ein kleines Stückchen weg von der Küste Inishowens. Der Glenevin Waterfall liegt etwa 20-30 Minuten Fußweg von seinem Parkplatz entfernt. Der Weg führt in einem winzigen Tal immer entlang eines kleinen plätschernden Baches (besser vorher eine Pipipause machen!). Hier und da entdecke ich kleine bunte Häuschen zwischen den Farnen, manche Steine und Baumstämme haben winzige Türen. Mir wird schnell klar: Ich betrete hier gerade ein Feenland. Dank des Herbstes leuchtet es um mich herum in den buntesten Farben, hier und da grast ein Schaf. Dadurch dass der Weg so umschlossen ist von Felsen, Steilhängen und Bäumen, fühlt es sich an, wie eine eigene kleine verlassene und unberührte Welt. Irgendwann hört man ihn schon von weitem, den Wasserfall von Glenevin. Er ist nicht riesig, aber durchaus echt imposant. Auf dem Rückweg mache ich es mir an einem der verstreuten Picknicktische gemütlich mit mitgebrachtem Tee und Snacks.

Five Finger Strand Inishowen Wild Atlantic Irland Nordirland Road Trip

Ganz allein am Five Finger Strand

Umso weiter ich Richtung Norden fahre, umso einsamer wird es um mich herum. Mir kommen kaum noch Autos auf den Straßen entgegen, hier und da steht da nur mal ein Schaf und guckt mich doof an, als wolle es sagen: Willst du jetzt etwa, dass ich dir aus dem Weg gehe? Die Strecke führt durch eine Dünenlandschaft, vorbei an einer kleinen weißen Kapelle bis zum Five Finger Strand, der an der Mündung der riesigen Trawbreaga Bay liegt. Außer dass ich auf dem Weg durch die Dünen kurz von zwei sehr freundlichen Hunden begleitet werde, treffe ich keine Menschenseele. Als ich mich frage, zu wem die Tiere gehören, sind sie auch schon wieder in den Dünen verschwunden. Rechts eingerahmt von Klippen, scheint der Strand links einfach in der Bucht auszulaufen. Die Dünen sind bis zu 30 Meter hoch und zählen zu den größten Europas. Ich lasse mir hier mal ordentlich den Kopf durchpusten.

Malin Head Inishowen Wild Atlantic Irland Nordirland Road Trip

Das Ende der Welt: Malin Head

Die Straße führt vom Strand die Klippen hinauf, vorbei am Knockamanny Bens Viewpoint, von dem aus ich über den Strand, die Dünenlandschaft und die kleine Kapelle blicken kann. Es wird langsam Abend und ich muss mich beeilen, mein Tagesziel noch zu erreichen: Den nördlichsten Punkt Irlands. Am Parkplatz des Malin Head befindet sich noch ein alter Wehrturm, von hier führt ein ganz schmaler Pfad über die Klippen Richtung Westen. Die untergehende Sonne blitzt für einen kurzen Moment durch die Wolken und taucht alles in ein goldenes Licht. Der Weg führt vorbei am „Hells Hole“ weiter bis zum Malin Head Viewpoint. Man sollte unbedingt genug Zeit mitbringen für einen längeren Spaziergang – ich habe wohl über den Tag leider an manchen Stellen ein bisschen zu viel getrödelt (ist aber auch wirklich schwer bei den schönen Aussichten nur einen kurzen Stopp zu machen) und es wird langsam dunkel. Wer will kann hier noch in Farren’s Bar, Irlands nördlichstem Pub einkehren. Doch für mich wird es allmählich Zeit für den Rückweg nach Derry.

 Inishowen Wild Atlantic Irland Nordirland Road Trip

Weitere Infos zum Inishowen Road Trip und dem Wild Atlantic Way

Alle Infos zu den aktuellen Corona Bestimmungen findet ihr auf der Seite des Auswärtigen Amtes und Ireland.com.

Bei Tourism Ireland findet ihr weitere Reisetipps zu Inishowen.

Susi von Blackdotswhitespots hat auf ihrem Blog über ihre Highlights entlang des Wild Atlantic Way geschrieben

Kathrin aka Fräulein Draußen hat die besten Wanderwege Irlands zusammengestellet.

Zusammen mit Becki von Borders of Adventure war ich in Derry Kayak fahren, sie hat darüber auf ihrem Blog berichtet.

Auf Uberding gibt es Tipps für einen Irland Road Trip mit einem alten orangen VW Bus.

Wer sich auf eine Städtereise nach Derry vorbereiten will, sollte unbedingt die Serie „Derry Girls“ auf Netflix anschauen.

Weitere Reisetipps für Irland und Nordirland

Warum Belfast eine Reise wert ist, erfahrt ihr hier.

Von Feen, Leprechauns und anderen Sagen in Irlands Ancient East

Eine wilde Speedboattour in Carlingford

Ein nordirischer Road Trip zu den Drehorten von Game of Thrones


Offenlegung:
Meine Recherche in Irland fand als Pressereise mit Tourism Ireland statt und ich werde für die heutige Veröffentlichung bezahlt, weshalb der Artikel als Werbung gekennzeichnet ist. Meine in diesem Blogpost wiedergespiegelte Meinung bleibt davon unbeeinflusst.

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